Polyamorie sowie weitere Beziehungsmodelle fernab von Monogamie wie Polygamie und Offene Beziehung sind in aller Munde.
Ich beschränke mich auf die allgemeinen Definitionen, innerhalb derer es nochmal fast unzählige, spezifische Konstellationsmöglichkeiten gibt, die ich hier nicht im Einzelnen aufzählen werde.
Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass je präziser man sich dessen bewusst ist, welches Beziehungsmodell innerhalb der Fähigkeit, mehr als eine liebevolle und/oder sexuelle Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, für einen in Frage kommt, desto eher dies auch mit vollem Wissen und Einverständnis der beteiligten Partner : innen geschehen kann.
Selbst Monogamie kann dann trotzdem in Frage kommen. Liebe ist nicht auf einen Menschen beschränkt noch muss sie kompatibel sein. Partnerschaft dagegen ist im besten Fall eine bewusste Entscheidung, die je kompatibler sie gewählt wird, umso erfüllender für die Beteiligten sein kann.
Voraussetzung hierfür ist ein Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse, Werte, Grenzen und Ziele – wichtige Erkenntnisse über sich selbst, um überhaupt eine möglichst kompatible Verbindung eingehen zu können.
Poly* kann ein Lebensstil sein, eine sexuelle Orientierung oder beides.
Eine Unterscheidung, die nicht zu unterschätzen ist: Sexuell poly* oder “nur” emotional poly*? Lesen Sie hierzu gerne auch meinen Blog Artikel “Eifersucht auf Ex-Partner des Partners” – coming soon –
Polyamorie: Definition Polyamorie
Polygamie: Definition Polygamie
Offene Beziehung: Definition Offene Beziehung
Für eine Lebensgemeinschaft bzw. ein Netzwerk von durch Liebesbeziehungen verbundenen Personen gibt es seit Ende der 2010er-Jahre die Bezeichnung „Polykül“ – ein Mischwort aus polyamor und Molekül.
Einige Menschen aus meiner oder einer ähnlichen Berufsgruppe sagen derzeit voraus – da Polybeziehungsmodelle früher bzw. ganz ursprünglich die Norm waren – , dies künftig tendenziell bzw. quantitativ wieder der Fall sein wird. Dass das auf jahrelanger Konditionierung aufgebaute Monogamie Normativ sozusagen nach und nach aussterben wird.
Es gibt aber auch Verfechter, die aus ihrer Perspektive heraus sagen, dass es bislang so etwas wie bewusste, ernstzunehmende Beziehungen der Neuen Zeit nahezu gar nicht bis sehr selten überhaupt gab, da die meisten Konstrukte vom Bewusstseinsstand her lediglich auf Abhängigkeit und Lernprozessen basierten. Daher werde das Beziehungskonzept der Monogamie mit dem “richtigen bewussten Gegenüber”, mit dem man gemeinsam immer tiefer eintauchen kann, sehr wohl unter ganz neuen Umständen attraktiv bleiben, da jetzt mit der neuen Zeitqualität überhaupt erstmal möglich. Ganz provokant also: So etwas wie “richtige” Beziehungen gab es bislang noch gar nicht, sie nehmen erst jetzt nach und nach Einzug bei jenen, die ihre Hausaufgaben und Eigenarbeit gemacht haben. Bislang habe es lediglich Beziehungen zwischen verletzten Kindern im Körper Erwachsener gegeben. Diese begründen den aktuellen Polyhype damit, dass eine gewisse Resignation in der Gesellschaft eingesetzt hat, weil viele Menschen jetzt mehr und mehr feststellen, dass Beziehungen, so wie sie es vorgelebt bekommen haben und gelernt haben, irgendwie nicht langfristig erfüllend sind und sich ihnen bislang der Weg der Eigenarbeit aus vielen Gründen noch nicht erschlossen hat.
So gesehen war bei vielen Menschen “der oder die Richtige” sowieso noch nicht dabei – weil sich bis dato kaum jemand erstmal selbst zur “richtigen Person” entwickelt hat, was hierfür Voraussetzung wäre. Romantik erhält hier sozusagen neuen Aufschwung selbst bei jenen, die in der alten Zeit quantitativ gut mitgemischt haben. Nach dieser These sei die Menschheit noch gar nicht bereit für Poly*, da sie es bislang noch nicht mal mit einem Partner auf die Reihe bekommen hat, eine bewusste Partnerschaft auf Augenhöhe zu führen.
Unabhängig davon welche Wahrheit man diesbezüglich vertritt:
Eines darf man nicht vergessen: Wenn Sie eine Beziehungs-Red-Flag sind, spielt es überhaupt keine Rolle welche Präferenz Sie haben oder welchen Beziehungssstil Sie wählen: Sie sind dann eben eine Beziehungs-Red-Flag.
Es ist also an der Zeit das Thema Beziehungen zu meistern, unabhängig der sexuellen Präferenz oder des Beziehungsmodells, das für einen selbst stimmig ist. In der aktuellen Zeit liegt hier noch viel Arbeit vor uns Coaches und Therapeuten etc., da bislang immer noch die wenigsten Menschen den Bewusstseinswandel, der hierfür benötigt wird, wirklich weit genug durchlaufen und deren Themen haben.
Es ist wie mit allem in der Geschichte:
Es ist wie ein Naturgesetz, dass wenn etwas eine Zeit lang übertrieben extrem vorgeschrieben war bzw. als gesellschaftlich erwartete und anerkannte Norm üblich war – in diesem Fall die Monogamie -, es dann erstmal ins andere Extrem umschlägt, bevor es sich einpendeln kann bzw. es eine gesellschaftlich halbwegs harmonische Balance in der Anerkennung beider Beziehungsmodelle (mono und poly) geben kann.
Es ist nicht möglich eine tausende von Jahren programmierte mono normative Welt einfach über Nacht zu resetten. Hier herrschen tiefe Unsicherheiten vor und die Konditionierung alles andere sei unsicher und falsch (dabei ist sowieso nichts sicher – auch nicht in einer monogamen Verbindung, wo gewisse Dinge oft heimlich gelebt werden, weil sie eben indoktriniert nicht akzeptiert werden). Für wirklich poly Orientierte ist gerade poly* ja natürlich, aber laut Indoktrination sollen sie sich unnatürlich fühlen. Diese Programmierung sitzt noch sehr tief.
Poly* wird aber auch genutzt von Menschen, die sich einfach erstmal ausprobieren wollen. Vor allem viele aus der jüngeren Generation, die sowieso noch wenig Beziehungserfahrung haben, sagen derzeit ganz plakativ, dass sie kein monogames Konzept (mehr) leben wollen ohne sich über die Herausforderungen von Polykonstellationen wirklich bewusst zu sein oder in der Lage zu sein diese herausfordernden Modelle überhaupt zu leben.
Viele gehen davon aus, dass sie dann nur die Vorteile einer Polyverbindung betreffen, wie zum Beispiel, dass es sich für sie natürlicher und damit gesünder anfühlt, sie mehr Ressourcen haben, auf die sie zurückgreifen können, der Druck in allem für den anderen perfekt sein zu müssen geht runter, Kompatibilität in allen Belangen, was sich für viele wie eine erdrückende hohe Anforderungs-Checkliste anfühlt, ist auch nicht mehr so wichtig, weil nicht mehr alle Partnerschaftsbedürfnisse von einer Person abgedeckt werden müssen, also mehr Raum für Inkompatibilität zu haben, eine höhere Verfügbarkeit von Sexualpartnern, Aushilfe wofür auch immer, wenn ein Partner wegbricht durch Verlassen oder Tod, nicht alleine zu sein bzw. dass dann nicht alle Sicherheiten auf einmal wegbrechen, mehr Freiheit von Regeln, nicht mehr nur eine einzige Quelle für Bedürfnisse zu haben, weniger Kompromisse machen zu müssen, viele Möglichkeiten zeitgleich zu lernen und sich miteinander zu entwickeln, außerdem zwingt es darin Kommunikation zu lernen, etc.
Der Kontrast, der mit dieser Entscheidung einhergeht, wird allerdings oft nicht wahrgenommen bzw. nicht weiter gedacht.
Das Konfliktpotenzial und die Komplexität, die das mit sich bringt, wird nur allzu gerne übersehen.
Das Poly Konzept wird auch gerne hergenommen von Menschen, die noch nicht wissen wer sie sind. In diesem Fall kann es ein schneller Transformator sein. Es ist aber sehr individuell, was für wen ein schneller Transformator ist.
Sie sind ein sexuelles Wesen. Sie können im Grunde so viele Menschen sexuell anziehend finden oder lieben wie Sie wollen. Wenn Sie nacheinander mehrere Menschen im partnerschaftlichen Kontext geliebt haben, weshalb sollte dies nicht auch gleichzeitig gehen, keine Frage. Wenn ausschließlich Monogamie wirklich natürlich wäre, dann hätten in den vergangenen Jahren nicht sämtliche andere Konstellationen von Institutionen etc. demoralisiert, diskriminiert, stigmatisiert, verdammt oder moralisch hinterfragt werden müssen, um Monogamie gesellschaftlich zu erzwingen und zu indoktrinieren.
Allerdings macht es Sinn bewusst zu entscheiden, welche Form von Partnerschaft bzw. welches Beziehungskonzept man denn wirklich real physisch leben möchte. Man hat nur ein bestimmtes Kontingent an Zeit und Energie. Man muss die sexuelle Energie (=Lebensenergie) außerdem nicht ausschließlich in das Thema Partnerschaft bündeln. Man kann sie z.B. auch in sein Lebenswerk stecken.
Bevor Sie an so etwas wie Polyverbindungen denken, ist es sicherlich ratsam, sich erstmal mit sich selbst auseinanderzusetzen und eine Zweierbeziehung mal anständig bewerkstelligt zu haben. Seien Sie wirklich ehrlich zu sich selbst, ob das wirklich Ihre Präferenz ist, Ihr Lebensstil, Ihre bewusste Entscheidung, wie viel Kapazität Sie im Leben haben und ob das für Sie ganz individuell wirklich Sinn macht.
Über Dreieckskonstellationen als eigenständiges Thema werde ich einen separaten Blog Artikel verfassen.
Es mag sein, dass Polyverbindungen auf bewussteren Spielfeldern als der “Konditionierungsanstalt Erde” verbreiteter bzw. üblicher wären oder es noch werden.
Und ja es gibt wie gesagt bereits Menschen, die ihre Themen geklärt haben, daher in ihrer Präferenz erst genommen werden können und zu der Wahrheit gelangen nicht monogam zu sein.
Aktuell sind es allerdings auch häufig lediglich Themen und Abhängigkeiten wie z.B. Vermeidung von Intimität und Commitment, geringes Selbstbewusstsein, Ablenkung, Sexsucht, die Tendenz Beziehungsarbeit eher auszuweichen anstatt sie zu machen, keine Verantwortung für die Bedürfnisse einer anderen Person übernehmen zu wollen (z.B. vermeidender Bindungsstil), etc., anstatt wirklich eine bewusste Wahl.
Polyverbindungen helfen nicht vor dysfunktionalen Beziehungsmustern zu fliehen. Die Szenerie von Menschen, die sich als poly* bezeichnen, ist aber auch voll von Menschen, die poly* für ihre Dysfunktionalität benutzen.
Egal welche Beziehungsform Sie wählen: Sie haben es immer noch mit Menschen, also dem Ego und Dingen wie Inkompatibilität zu tun. Und da bekommen Sie eben u.a. Ihr eigenes gespiegelt.
Zum Thema Kompatibilität lesen Sie gerne auch meinen Blog Artikel: Anziehung und Kompatibilität – die desillusionierende Wahrheit
Sexuell übertragbare Krankheiten und Verhütung sind nicht ohne Grund ein großes Thema bei Monogamieverfechtern.
Was bei sehr bewussten Menschen hinzukommt:
Insbesondere Menschen mit einem höheren Bewusstsein, die inzwischen mehr Zugang zu feinstofflicheren Ebenen haben, sehen auch die Energie Vermischung bzw. Energieübertragungen durch ausgelebte Sexualität sehr kritisch.
Ganz aktuell ist auch die Befürchtung, dass das Spikeprotein über Körperflüssigkeiten tatsächlich übertragbar ist. Hierzu äußern sich bislang nur wenige Spezialisten und viele Menschen sind an dem Punkt momentan auf ihre Intuition angewiesen.
Insbesondere bei einem geöffneten Herzchakra steigt außerdem bei vielen das Bedürfnis Sexualität nicht mehr als Eroberungssexualität auszuleben, sondern diese mit einer einzigen Person immer tiefer zu erforschen, sie rein zu halten und nicht mit anderen Energien zu vermischen. Die sexuelle Energie also in ihrer Einheit zu behalten.
Fakt ist, je bewusster ein Mensch ist, desto geringer fällt die Quantität oder auch ganz plakativ ausgedrückt die Auswahl kompatibler Partner : innen aus. Lesen Sie hierzu gerne auch meinen Blog Artikel Anziehungskraft anderer nimmt ab nach Persönlichkeitsentwicklung: Langzeitsingle als gutes Zeichen).
Sehr bewusste Menschen haben auf jeden Fall den Vorteil, dass sie emotional poly* sein können, sich aber bewusst für eine monogame Partnerschaft entscheiden können, wenn sie wollen, weil sie den Unterschied zwischen (bedingungsloser) Liebe und Partnerschaft verinnerlicht haben. Monogamie kann für sie dann einfach mehr Sinn machen. Mit Bewusstsein geht das dann sogar ganz ohne sich verbiegen zu müssen.
Nicht immer, aber auch nicht selten gibt es bei Polybeziehungsmodellen gewisse Hierarchien durch gemeinsame Kinder, Eigentum etc. Der Energieausgleich fällt hier dann eben oft nicht gleich aus. Das mag für manche auch so passen, nicht selten jedoch verbiegt sich einer für ein paar Brosamen. Klar hat das dann mit dem dessen Selbstwert zu tun. Aber es geht schon damit los wer zu welchen wichtigen Events mitgenommen wird etc. Die Gesellschaft erschrickt immer noch bei Poly* und gerade Menschen mit einem gewissen Status, können es sich eben nicht leisten immer darüber hinwegzusehen nach dem Motto ist mir egal was andere denken. Manchmal müssen Dinge einfach Sinn ergeben.
Grundsätzlich wird es Zeit Beziehungsmodelle welcher Art auch immer nicht mehr zu verurteilen – sofern die Menschen sie tatsächlich aus ihrer wahren Natur heraus leben. Wenn Themen und Traumata ursächlich sind, ist die Präferenz eines Menschen sowieso (noch) nicht ernstzunehmend klar bzw. dies häufig reiner Ausdruck von Entwicklung und Themenanziehung.
Beim aktuellen Durchschnitts-Bewusstseinsstand auf der Erde, kann man zu Poly* Folgendes sagen (ohne dies zu verallgemeinern):
Wenn Sie Harmonie leben wollen, wählen Sie lieber eine Zweierbeziehung. Wenn Sie das Filmgenre Drama bevorzugen, dann nur zu mit mehreren Egos. Dann haben Sie aber doch die Eier das mit allen Beteiligten gegenüber offen zu kommunizieren, damit auch alle Beteiligten bewusst entscheiden können, ob sie das auch so möchten.
Egal welche Verbindungsform jemand wählt: Alles kommt mit individuellen Vor- und Nachteilen sowie Herausforderungen daher. Alles in der Existenz kommt mit plus und minus. Wählen Sie also diese Herausforderungen bewusst. So etwas wie eine Partnerschaft ohne auch “das Ungewollte”, also die Kontrasterfahrung, gibt es nicht!
Letztlich muss jeder für sich selbst untersuchen, was JETZT das richtige Beziehungsmodell für ihn ist.
Wählen Sie die Kontrasterfahrung – also die unangenehmen Begleiterscheinungen -, den beide Modelle mit sich bringen für Sie passend, möglichst bewusst.
Die Struktur der Monogamie an sich gibt (Schein-)Sicherheit. Eifersucht und Unsicherheit können sich in Grenzen halten. Genauso kann man es aber auch so sehen, dass es mehr Sicherheit in Polymodellen gibt. Was bedeutet also für Sie Sicherheit ganz konkret?
Egal ob Fan der Monogamie oder Polybeziehungsmodelle:
Es geht wie immer im Kontext Partnerschaft um Bedürfnisse und die können sich im Laufe des Lebens auch verändern.
Sogar mit Angebot und Nachfrage kann die Wahl des Beziehungsmodells etwas zu tun haben. Wo Knappheit herrscht, ist die Nachfrage oft sehr groß den Mangel erstmal zu beseitigen.
Ebenso mit der Quantität an Erfahrungen, die ein Mensch bereits gemacht hat, kann es zusammenhängen. Viele meiner Klienten haben so eine Schlagzahl an Quantität hinter sich, dass Polykonzepte für sie völlig uninteressant sind. Hier kommt die Dualität ins Spiel. Genauso habe ich aber Klienten, für die Quantität gar nicht wichtig war oder ist, um sich letztlich für das monogame Konzept bewusst entscheiden zu können.
Sie sind sich unsicher über Ihre Präferenz und/oder Ihren Beziehungsstil oder leben diese nur heimlich aus? Ich unterstütze Sie gerne eine klare Antwort für Sie selbst zu bekommen und wie Sie in die Umsetzung gehen können.
Wenn Sie Unterstützung benötigen bzgl. Ihrer eigenen Präferenz und hinsichtlich des Beziehungsmodells, das zu Ihnen passt, begleite ich Sie gerne im Rahmen einer Systemischen Einzel- oder Paarberatung.
Isabel Erhardt
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