Warum der Warme Wechsel nicht die Lösung für die Angst vor dem Alleinsein ist – Es liegt nicht an der Außenwelt („immer sind die anderen schuld!“), wenn Sie das Gefühl haben nicht den „richtigen“ Partner zu haben oder wenn es gerade einfach mal nicht ansteht überhaupt in einer Partnerschaft mit einem anderen zu sein und Sie nicht damit klarkommen (eine Zeit lang) „alleine“ mit sich selbst erfüllt zu sein.
Ein reiner „Location Wechsel“ bzw. wenn Sie einen „warmen Wechsel“ nach dem anderen vollziehen bzw. von einer Beziehung zur nächsten oder gerne auch wieder zurück oder hin- und herspringen, wenn Ihnen gerade mal etwas nicht passt, wird Sie das auf Dauer weder glücklich machen noch jemals zu sich selbst führen. Rechtzeitiges Ausloten wer Sie auffangen könnte, wenn Sie bereits Trennungsgedanken hegen/warten bis ein Sprungbrett in Aussicht ist, das sich dann natürlich in Ihrer (Ego-)Wahrnehmung ganz zufällig so ergeben hat, bedeutet nichts anderes als aktiv unbewusst oder bewusst danach Ausschau halten. Sie sind ständig auf der Suche nach dem Retter und Erlöser im Außen.
Dasselbe gilt für das gegenteilige Extrem: Aus finanziellen oder familiären Gründen u.a. für immer und ewig im vertrauten Elend einer abhängigen Beziehung zu verharren, in einer Verbindung, in der vielleicht noch Freundschaft da ist, aber keine Liebesbeziehung, keine Anziehung (z.B. auf Grund des konditionierten Glaubenssatzes „einmal geheiratet bleibt für immer und ewig, selbst wenn es nicht mehr passt muss man die Qual aushalten“ oder dass man „keine Familie auseinanderbringen“ darf).
Kinder spüren es im Übrigen, wenn ihre Eltern in Wirklichkeit kein Liebespaar mehr sind und die Maskerade aufrechterhalten. Sie nehmen das durchaus wahr und sind auch in der Lage zu verstehen, dass sich an der Tatsache weiterhin Mutter und Vater zu sein nichts ändern wird, selbst wenn die Beziehungsform der Eltern keine Paarbeziehung mehr ist – ausgenommen dann, wenn die Kinder noch sehr klein sind. Hier kann man darüber diskutieren bis zu welchem Kleinkindalter es noch Sinn machen würde das ganze aufrechtzuerhalten. Kinder merken es aber, wenn es bei Mama und Papa nicht mehr klappt. Wenn sie z.B. ständigen Streitsituationen der Eltern ausgesetzt sind, bekommen sie das ebenfalls mit.
Wenn einem Kind ehrlich vermittelt wird, dass man es als Eltern lieb hat und dass es das Beste ist, was man gemeinsam aus der Beziehung hervorgebracht hat und es immer lieben wird, ist das langfristig gesehen gesünder für Kinder als Lug und Trug bzw. ein Angstvermeidungsleben aufrechtzuerhalten, um irgendeinen Schein nach außen für z.B. soziale Akzeptanz zu wahren.
Was den wenigsten Menschen in Beziehungen, die aufrechterhalten werden, obwohl es inkompatibel ist, bewusst ist: Den Kindern wird dann vorgelebt, dass man Unglück aushalten muss, sich hinter Masken verstellen muss und ohnmächtig ausgeliefert ist. Sprich dass man sich nicht aus unerträglichen Situationen befreien kann. Das Kind wird dann später in ähnlichen Situationen auch nicht sein Glück wählen, um von der Außenwelt vermeintlich nicht sein Gesicht und sein Ansehen zu verlieren.
Und einer Tatsache muss man halt auch leider ins Auge sehen: Wenn man zu unbewusst war einen kompatiblen Partner zu wählen und sehr viel Äußeres mit diesem zusammen aufgebaut hat, muss man halt mit der Konsequenz leben, dass man manchmal im Leben nur zwischen Pest oder Cholera entschieden werden kann. Loose – loose Situationen gibt es. Da kann man dann nur schauen, was insgesamt die weniger ungute Situation ist.
Eine Trennung von dem anderen Elternteil bedeutet ja auch nicht zwangsläufig, dass einem der Mensch nicht trotzdem wichtig sein kann, auch wenn die Verbindungsform einer Partnerschaft nicht mehr stimmig ist.
Viele Menschen verharren auch einfach in Schmerzvermeidungsbeziehungen – Beziehung ohne echte tiefe Gefühle oder die ihre beste Zeit längst hinter sich hat, um nicht an die eigenen Themen heran zu müssen, die Komfortzone nicht verlassen zu müssen oder damit nach außen weiterhin alles schick aussieht.
Eine Trennung oder Scheidung wird häufig immer noch konditioniert als „Scheitern“ betrachtet. Lieber wird die (gewordene oder von Anfang an dagewesene) Inkompatibilität vertuscht und nach Außen die Maskerade aufrechterhalten. Für wen eigentlich? Welches Umfeld ist es wert, dass man sich seine eigene Lebenszeit versaut?
Weitere Beispiele, die sich hier einreihen könnten, sind gesellschaftlich konditionierte Denkweisen und Bewertungen wie „Eine Frau, die keine Kinder bekommt, ist keine richtige Frau, mit der stimmt etwas nicht!“, „Oh derjenige ist Single, mit dem stimmt etwas nicht. Der ist bestimmt nicht bindungsfähig“, „Wie bitte, diese Frau sagt, sie hätte lieber keine Kinder bekommen, wenn sie gewusst hätte, was da auf sie zukommt und sie das bewusst hätte entscheiden können – wie empörend, was für eine Rabenmutter!“ usw. und so fort… Die Sache ist die. Natürlich müssen Menschen Verantwortung übernehmen für Entscheidungen, die sie unbewusst getroffen haben. Am Ende ist es halt auch geführt wie die Dinge laufen. Aber dieses Bewerten was andere machen, denken oder fühlen, ist völlig konditioniert, unnatürlich und unfrei.
Menschen sind individuell. Jeder muss schauen, was für seine Lebenssituation am besten passt und das kann sehr unterschiedlich ausfallen sowie aus der jeweiligen Perspektive desjenigen absolut nachvollziehbar sein, bei objektiver Betrachtung sogar Sinn machen. Keinen Sinn macht es auf jeden Fall allgemeingültig und engstirnig festzulegen, wie jemand sein Leben gestalten sollte oder wie er das finden soll, was er unbewusst gemacht hat und jetzt anders handeln muss als es ihm lieb wäre.
Immer unbedingt in einer Partnerschaft sein zu müssen, um irgendeiner Norm zu entsprechen, ist auch noch so eine konditionierte Denkweise. Viele Menschen haben eine Partnerschaft, vielleicht sogar eine, die jahrelang geht, aber diese ist nicht bewusst. Somit könnten diese genauso gut auch keine haben. Ist nicht mehr oder weniger „schwachsinnig“ als alles andere. Und auch nicht besonders toll. Wenn jemand unbewusst in eine Beziehung einsteigt, könnte man genauso sagen derjenige ist „gescheitert“.
Die Aussage es müsste einem scheiss egal sein, was andere denken, kennt jeder. Aber es ist in Wirklichkeit bei vielen Menschen immer noch konditioniert nicht der Fall. Sie versuchen unbewusst irgendwelchen Normen zu entsprechen, die mit ihrer wahren Natur gar nicht im Einklang sind und stehen ihrem Glück somit selbst im Weg. Der Gedanke daran ihr Leben zu führen, das ihnen wirklich entspricht, ist sozusagen mit dem Schleier von Schuld- und Scham belegt.
Schuldgefühle sind die Verurteilung für ein gezeigtes Verhalten und Schamgefühle das Gefühl selbst falsch zu sein. Diese Dinge werden meistens in der Kindheit programmiert über Erziehungsmethoden wie Manipulation, Strafe, Schuldgefühle einreden und Liebesentzug.
Ich habe viele Klienten, die mit dem Thema „in einer unglücklichen Partnerschaft verharren und sich eingesperrt fühlen“ in die Praxis kommen. Das Muster kann in zwei entgegengesetzten Extremen ausagiert werden: Die einen sind in ihrer Kindheit selbst von einem Elternteil verlassen worden durch Trennung der Eltern und sind somit später in der eigenen Paarbeziehung in der REBELLION damit. Trennung kommt für sie auf keinen Fall in Frage, wenn sie Kinder haben. Mit dem unbewussten Glaubenssatz, dass sie dies den eigenen Kindern unter keinen Umständen antun dürfen, was sie selbst erlitten haben.
Bei der anderen Variante sind die Eltern zwangsweise zusammen geblieben, obwohl da gar nichts mehr war, was eine Paarbeziehung ausmacht. Diese Klienten sind dann in der eigenen Paarbeziehung in der ÜBERNAHME, dass man eben alles in Kauf nehmen muss, um ja zusammenzubleiben. Dies geht mitunter soweit Gewalt zu tolerieren.
Beide Varianten sind unfrei.
Frei wäre es, wenn diese ohne unbewusst noch von den Eltern geliebt werden zu wollen, es ihnen quasi nachzutun oder gegen sie zu rebellieren, ihr Glück wählen könnten – dazu kann eben auch mal gehören etwas Unstimmiges abzuwählen.
Viele Menschen, die sich aus ihren dysfunktionalen Kindheitsmustern nicht befreit haben, trinken dann lieber Gift als zu verdursten sozusagen.
Dabei kann manchmal etwas, das man nicht bekommt oder nicht mehr funktioniert, ein wunderbarer Wink des Lebens sein. Oft erst im Nachhinein kann man sich in einer wunderbaren Verbindung wiederfinden, in der man nicht wäre, wenn man sich nicht von denen hätte trennen können oder von denjenigen verlassen worden wäre, die man zuvor „geliebt“ hat. Schon Marilyn Monroe stellte fest: „Manchmal bricht etwas Gutes auseinander, damit etwas Schöneres zusammenkommen kann“. Ich würde „Schöneres“ in JETZT STIMMIGERES umformulieren, insbesondere da es im Hier & jetzt nicht mehr um Bewertungen geht und alles was vorher war, in dem Moment absolut stimmig und richtig gewesen sein kann.
Die Bereitschaft, Beziehungen zu verlassen oder das Vertrauen, dass etwas (gerade) nicht sein soll, wenn man verlassen worden ist, macht in dem Moment zwar nicht glücklich, etwas Unstimmiges zwanghaft festzuhalten kann jedoch quälend sein.
Obwohl das Leben zu kurz ist, um unglücklich zu sein, wollen oder können viele Menschen Beziehungen nicht erkennen, die enden sollten, wie zum Beispiel bei Missbrauch, mangelnder persönlichen Freiheit oder gar auch bei völlig unterschiedlicher Lebensplanung oder zu unterschiedlichem Bewusstseinsstand.
Tiefe Gefühle der Zuneigung sind tatsächlich nicht ausreichend. Der Glaube „wahre Liebe“ und echte Gefühle überwinden alle Hindernisse darf in das Regal der Illusionen verschoben werden. Letztlich müssen viele ganz pragmatische Dinge auch einfach passen.
In der Regel ist eine Grenze erreicht, wenn es z.B. physisch gefährlich ist eine Person zu verlassen, die unberechenbar und kontrollierend ist.
Menschen gehen auch dann nicht, wenn sie machtlos und abhängig sind.
Andere fühlen sich beim Gedanken an Trennung psychisch bedroht. Angst vor Bedauern, Angst als schlechter Elternteil dazustehen, Angst ihr Image anzuknacksen, Angst vor sozialer Isolation, Stigmatisierung, Glaubenssätzen wie „Ich kann nie einen anderen Partner finden“, „so wie ich bin, bin ich zu schwierig“, „für niemanden gut genug“ sind nur einige Beispiele dafür, wie viele sich in ihrem selbst gebauten Gefängnis ganz sicher immer tiefer verstricken.
Natürlich spielen insbesondere auch materielle Dinge eine Rolle, die mit einem Partner aufgebaut wurden, welche eine längst kaputte Beziehung, über das noch eigentlich erträgliche Maß hinaus, aufrechterhalten. Viele können sich davon nicht trennen oder der Partner ist in die Familie integriert usw. und es fällt einfach schwer die Komfortzone zu verlassen und so schlimm ist es nicht – beide leben halt nebeneinander her in ihrer eigenen Welt. Das kann ganz schön lange so funktionieren. Wenn es aber ansteht, dann kommt ein Impuls, der auch das alles wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lässt. Das Leben ist da kreativ. Je weniger „freiwillig“ man unstimmige Felder verlässt, je mehr erhöht das Leben den Leidensdruck…
Sich Zueinander-hingezogen fühlen und ein-Leben-miteinander-teilen, können zwei völlig verschiedene Dinge sein, insbesondere dann, wenn noch viel Heilarbeit und Entwicklung nötig ist.
Egal ob eine Partnerschaft enden muss oder nicht, ohne innere Arbeit an den eigenen Themen werden Sie dasselbe wieder in grün anziehen und erleben. In einem anderen Gewand. Das eigene Ego nimmt man immer mit. Von daher bringt ein Austausch des Suchtpartners wenig tatsächliche Veränderung ohne zuvor bei sich selbst angekommen zu sein oder zumindest zu wissen wie mit Verletzungen in der Praxis und in der Kommunikation mit dem Partner konstruktiv umgegangen werden kann (Verbundene Kommunikation).
Außerdem wäre es einem neuen Partner gegenüber nur fair, wenn man seine Altlasten bearbeitet hat und nicht in die neue Partnerschaft mitbringt. Allerdings trifft auch hier häufig die Spiegelwirkung ein. Wenn jemand meint „Warmer Wechsel – der Sprung in ein tolles neues Leben“, bekommt er auch häufig die Rechnung und zieht einen Partner an, der ebenfalls sein Zeug nicht vorher geregelt hat und seine alten Verstrickungen mitbringt
😀
Der alte Partner hat es nicht gebracht. Der neue Partner soll es dann bringen und kriegt die eigenen verletzten inneren Kinder hingeschoben. Spätestens nach der nächsten Verliebtheitsphase wird dies dann wieder sichtbar. Die Masken können nicht auf Dauer aufrechterhalten werden.
Manche meiner Klienten wachen dann aber wenigstens innerhalb einer neuen Partnerschaft mit der Erkenntnis auf, dass sich die Dinge wiederholen und fangen dann innerhalb der neuen Partnerschaft an, an sich zu arbeiten.
Das Alleinsein Können ist absolut wichtig, aber das vermeiden die meisten Menschen. Es wird immer vermieden, da bleiben sie lieber irgendwo, wo es nicht passt. Das Thema haben viele. Wenn jemand nicht Alleinsein kann, ist es eine Katastrophe. So kann der Selbstbezug nicht hergestellt werden. Das ist der Hinweis, dass jemand völlig nach Außen orientiert ist.
Sind Sie noch gefangen in einer inkompatiblen Partnerschaft? Sind Ihnen die Hände gebunden für kompatible Angebote oder können Sie diese nur heimlich – also im Selbstbetrug – leben?
Der erste Schritt wäre mal zuzugeben: Ja ich habe Angst meine inkompatible Beziehung zu verlassen, weil dies und jenes dran hängt.
Dann kann man weiter schauen. Warum Sie Angst vor Veränderung und Unsicherheit haben, welche Ausreden Sie für sich selbst haben und wie realistisch das ist usw.
Isabel Erhardt
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